Ein Liebesgedicht über eine gerade im Bestehen begriffene Liebe.

Nur ein Moment


Zwischen zwei Zwetschgenzweigen zwitschern zwei Schwalben
wir sitzen dazwischen und schweigen
weil zwischen uns beiden zu viele Zweifel verbleiben

Und zwischen zweimal Augenzwinkern
seh ich, wie sich langsam der Schaumberg auf deinem Milchkaffee teilt
wie ein Gletscher beim Kalben

Im Zwischenraum zwischen sich fragen und sich entscheiden
beginnt man zaudernd zaghaft zu treiben


Zwischen zwei Zeiten, zwischen Gehen oder Bleiben
scheint Schicksal schwebend und schwer zu entscheiden
und ich seh' wie im Tassenkaffee eine stehende Welle entsteht

Und zwischen Schwalben und Zweigen
treiben Wolken wie Eisberge auf endlos blauem Blau
und warten darauf, dass dort die Titanic auftaucht

Im Zwischenraum zwischen sich fragen und sich entscheiden
überwiegen sehr leicht die Unwägbarkeiten


Zwischen Zuckerguß und Zitronenscheiben
tanzen tausend Engel auf Messers Schneiden
und ein Schmetterling beginnt seine Flügel auszubreiten

Und zwischen den Zeilen auf der Suche nach Zeichen
verliert sich zuweilen mein Blick im endlos blauen Blau deiner Augen
und sucht darin keine Antwort sondern Glückseligkeit

Im Zwischenraum zwischen sich fragen und sich entscheiden
muss man sich zwingen, nicht abzuschweifen


Zwischen zwei Zwetschgenzweigen und zwei zwitschernden Schwalben
spiegelt sich schillernd die Welt auf der Seidenhaut einer Seifenblase
und ich wüßte gerne, bevor sie zerfällt, was sie in ihrem Inneren enthält

Und zwischen Kitsch und Alleinsein schenkst du mir reinen Wein ein
und ich halte die Zeiger der Zeit an, denn
ich fühl mich von allen Zwängen befreit
Und solang man die Antwort nicht kennt, bleibt doch immerhin der Moment

Im Zwischenraum zwischen sich fragen und sich entscheiden
hat man immer ein wenig von beidem


Und ich verharre in Starre, weil auch die Welt plötzlich steht,
bis mir einfällt, dass sich die Welt
ohnehin nur halb so schnell
wie der kleinste Uhrzeiger dreht

Im Zwischenraumland an der Grenze von Herz und Verstand
sind die Würfel geworfen aber noch nicht gefallen
sieht man den Schuß doch hört ihn noch nicht knallen

Denn hier im Raum der Möglichkeiten
steht die Zeit wirklich still
im blaßgrauen Auge des Sturms
ist auch mitten im Sommer April

Im Zwischenraumland an der Grenze von Herz und Verstand
wo Parzen Patzer in Schicksalsfäden weben
sieht man Schrödingers Katze noch am Leben

Nur hier im Raum der Möglichkeiten
sieht man zwei Herzen schlagen
und eines zerreißen.
und das andere mit Steinen beladen


Zwischen zwei Zwetschgenzweigen seh ich Zugvögel ziehen
Und zwischen Schaumberggletscherleichen
seh ich wie eine stehende Welle zerfließt
und ein Kind mit der Zwille zwei Schwalben beschießt

Im Zwischenraum zwischen sich fragen und sich entscheiden
lernt man letztlich lautlos zu leiden