Das Leben ist leider kein Film und deshalb passiert dort auch selten etwas Spannendes.
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Im Film haben sie immer Fortuna parat
Wenn das Leben ein Film wäre, dann würde man an einem Südseestrand aufwachen. Die Wellen würden einen langsam den Strand raufspülen und man würde vielleicht zuerst nur einen Finger oder einen Arm bewegen und erst am Ende eines langen Vorspanns würde man langsam anfangen, die Augen zu öffnen und man würde nicht wissen, wo man ist, wie man heißt oder wie man hierher gekommen ist. Und man würde sich mühsam aufrichten und ein paar Schritte im Sand entlang taumeln und sehen, dass man mutterseelenalleine wäre. Und man würde sich nicht mehr an die Katastrophe erinnern, die einen hierhergebracht hat. Mein Leben ist ganz genauso. Nur ohne Strand. Dafür aber jeden Morgen. Wenn mein Leben ein Film wäre, dann hieße er “Verschollen 8” oder “The return of the Boomerang”.
Wenn mein Leben ein Film wäre, dann gäbe so viele Wiederholungen, dass ein Filmriss kein Problem mehr wäre. Es wäre die ganze Zeit nur Party, denn schlafen kann man, wenn man tot ist. Die Filmmusik wäre immer lauter als die langweiligen Dialoge und hätte 666 Beats per Minute, damit ja keiner dazu tanzen könnte, denn wer tanzt ist nur zu faul zum saufen. Mein Film hätte keinen Anfang und kein Ende und keine Handlung. Wenn mein Leben ein Film wäre, dann wäre ich viel zu breit, um ihn zu gucken.
Wenn mein Leben ein Film wäre, dann würde ich darin die Hauptrolle spielen. Und ich würde darin keinen Helden spielen, obwohl ich eigentlich Chuck Norris bin. Aber Helden sind mittlerweile überflüssig, denn heutzutage gibt es nichts mehr, was nicht 100.000 Chinesen besser und billiger machen könnten. Ich würde trotzdem die Hauptrolle spielen und Regisseur sein. Und in dem Film würde ich einen Regisseur spielen, der einen Film über sein Leben dreht und sich darin selbst die Hauptrolle gibt. Und mein Film wäre so verschachtelt und verworren, dass ihn niemand verstehen würde. Ich würde ihn selbst nicht verstehen und die Kritiker würden schreiben, was für ein Scheißfilm das doch wäre und ich würde sagen, dass sie keine Ahnung hätten.
Wenn mein Leben ein Film wäre, dann wäre keiner bereit, ihn zu finanzieren. Und ich könnte Dinge sagen wie “fickt Euch alle” und es ist doch alles nur eine Frage, ob sich nicht in jeder Pfütze nicht auch der Himmel spiegelt. Und obwohl ich selbst ebenfalls nicht schwimmen könnte, kann ich doch trotzdem noch ins Becken pissen. Und ich wüßte wieder selbst nicht, was ich damit sagen wollte. Aber “Konsequenz” würde ich sagen, “Konsequenz heißt, auch einen Holzweg zuende zu gehen.”
Wenn mein Leben ein Film wäre, dann wäre er ein Abenteuerfilm. Und dann gäbe es auf der Insel einen Dschungel. Und weil nicht genügend Geld da wäre, wäre er nur 4x3x2 Meter groß. Aber ich würde mich trotzdem darin verlaufen und so nach drei oder vier Stunden würde das auf der Leinwand total chillig rüberkommen, wenn da nicht noch die Musik im Hintergrund wummern würde. Und noch ein paar Stunden später würden die ersten vielleicht denken, jetzt muss aber mal was passieren, denn in einem Film passiert schließlich immer irgendwas.
Und da würden jetzt zwei Geheimagenten in schwarzen Anzügen hinter der Yucca-Palme hervortreten und mir mitteilen, dass ich eigentlich ein total geheimer Geheimagent wäre auf einer total geheimen Geheimmission. In einem Märchenfilm kann man vielleicht einen Frosch küssen, damit er sich in einen Prinzen verwandelt, aber in der Realität muss man ihm dazu den Rücken lecken. Und es springt auch nicht irgendein bärtiger Riese aus einem Busch, um mir einen Brief zu übergeben, in dem stünde, dass ich in Wirklichkeit ein verhinderter Zauberer wäre. Aber in meinem Film gibt es so etwas nicht. Da wird nichts geschönt und da gibt es kein “zurück auf Anfang. Wir drehen das nochmal”. Ich meine, welchen Sinn hat es denn einen Film zu drehen, wenn er nicht wahr wäre.
Eine Version dieses Textes ist erschienen in
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:
- Torsten Wolff:
"Würde ist ein Konjunktiv"
beim
Blaulicht-Verlag
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