Ein humorvoller Text über den Weg von Deutschland zum Fussballweltmeister 2006

Deutschland wird Weltmeister


Diesmal klappts. Letztes Mal war es noch zu früh. 54, 74, 90, 2010 - alle zwanzig Jahre sind wir dran. Natürlich nicht mit dieser Mannschaft.

Als erstes müßte man den Löw feuern. Nichts gegen Löw, immerhin kommt der ja aus Freiburg. Da komme ich auch her. Schöne Stadt, aber nicht gerade die erste Adresse für erfolgreichen Fussball. Ein richtiger Freiburger Trainer würde allerdings wohl kaum einen Kevin Kuranyi ablehnen.
Die WM ohne Kuranyi ist irgendwie wie ein Frühstück ohne Nutella. Wie Kinderschokolade ohne ein Bild von - Kevin. Stattdessen haben wir einen Kader wie eine Packung Kinderschokolade: Eine Baby-Boomer-Bande basierend auf Badstuber, Beck und Boateng.

Ich würde das Ganze ganz anders aufziehen. Nicht mit badischer Wohlfühldiplomatie, sondern nach wissenschaftlichen Maßstäben. Und Theologie ist die älteste und angesehenste unter den Wissenschaften. Nagut, auf jeden Fall die älteste. Und schon im Alten Testament hießen die Helden: Mathäus, Markus, Lukas, Johannes.
Das ist doch schon mal ein Anfang. Lothar Mathäus und Markus Babbel sind quasi die Elite des Trainerunvermögens. Das Who is Who des Can't do. Mathäus wollte ja schon immer Nationaltrainer werden. Zum Glück hat ihn bislang keiner gefragt. Und Babbels beste Trainerleistung war der Leistungsschub, den seine Entlassung zur Winterpause ausgelöst hat. Aber Minus mal Minus gibt bekanntlich Plus. - Wobei wir Badener allerdings auch Babbels Leistung in der ersten Saisonhälfte sehr geschätzt haben.
Lukas Podolski dagegen ist die personifizierte Torgefahr. "Nach 1000 Schuß ist Schluß" heißt es ja - und so oft, wie Podolski letzte Saison aufs Tor geschossen hat, sind da noch mindestens 995 Schuß über. Aber der wertvollste von allen ist Johannes. B. Kerner. Der Jubelperser unter den deutschen Sportreportern wird unsere Mannschaft mit seiner Sammlung sinnloser Superlative sicher zum Sieg sabbeln. Und sollte es am Ende doch nicht reichen, wird er das so kompetent betroffen analysieren, als wäre er Jürgen Fliege.

Ganz verkehrt hat der Löw also gar nicht gelegen. Podolski bleibt in der Manschaft und auch der zweite Stürmer bleibt. Denn Oliver Bierhoff ist ja nicht nur was fürs Auge, man kann ihn auch immer frei vor dem Tor anschießen. Ich ergänze lediglich Birgit Prinz und Kevin Kuranyi, denn so ganz ohne Tore macht Fussball ja auch keinen Spaß.
Auch Ballack war eigentlich eine gute Wahl und darum bleibt er auch im Team. Andere Spieler spielen ja auch mit Helm, selbst Stefan Raab tut das, da kann Ballack ja wohl auch mit Krücken spielen. Schließlich ist er der Kapitän. Der Capitano. Eigentlich müßte er mit Holzbein spielen. Und mit Augenklappe und Eisenhaken an der rechten Hand. Die könnte er dann dem Boateng reichen.

Der spielt nämlich auch mit. Aber der richtige Boateng, Löw hatte da den falschen aufgestellt. Aber die tauschen wir einfach unbemerkt aus. Unsere Geheimwaffe gegen Roonies Knöchel im Achtelfinale gegen die Engländer. Jeder Tritt ein Brit. Heißt doch so. Wir müssen einfach aggressiver spielen. Kahn im Tor. Oder doch besser Toni Schumacher? Nur für den Fall, dass es wieder gegen Frankreich geht. Eisen-Maik Franz kommt in die Abwehr, aber vorher kriegt er noch Nachhilfe bei Materazzi. Als kleine Überraschung nehmen Pierre Littbarski oder Thomas Häßler und dann brauchen wir noch den Schwatten. Nein, nicht Owomoyela. Uuulf Kirsten. Als Todesstreifen im Mittelfeld und als Quoten-Ossi.

Und dann sammeln wir die nötige Kampfhärte in einem kurzem Trainingscamp in Helmaland und beim Ausdauerschwimmen an der innerkoreanischen Seegrenze. So kann Kaderauslese nämlich auch funktionieren. Die Überlebenden kommen dann mit nach Südafrika. Natürlich nach Soweto, schließlich müssen wir die Nationalhymne unter realistischen Bedingungen üben.
Außerdem bekommt da man auch problemlos Drogen und Dopingmittel. Manchmal kaufen wir die aber auch von dem kleinen Dicken, der sich immer bei den Argentiniern rumtreibt. Beim letzten Mal hat er mir allerdings die Brieftasche geklaut, aber er streitet alles ab und behauptet, das sei die Hand Gottes gewesen.

Das ist aber letztlich ein kleiner Preis für den Pokal und für den Blutzoll, den die anderen Mannschaften zahlen werden. Jede Nation, die es wagt, sich uns entgegenzustellen, wird aus.. dem Wettbewerb geworfen. Und dann am Ende sind wir Weltmeister. So einfach ist das. Weltmeister der Herzen können diesmal die anderen werden.