Ein politischer Text, der aufzeigt, wie die Politiker das Volk an der Nase herumführen.

Die Verarschen Euch doch nur


Eine Bannmeile vor der Bühne. Das wär's. Ihr sitzt ganz schön dicht hier vorne. Und wer sagt mir denn, dass sich hier keine Terroristen eingeschlichen haben? Die Eingangskontrolle zumindest wird ja keinen abgehalten haben. Aber das kann sich jederzeit ändern. Ab Sommer gibt es Nacktscanner.
„Diesen Unfug machen wir nicht mit“, hat Wolfgang Schäuble gesagt. Das war letztes Jahr. Ist Euch eigentlich aufgefallen, dass Schäuble jetzt Finanzminister ist? „Der überwacht jetzt Banken“ haben die Zeitungen getitelt. Schön wär's. Wird Euch da nicht ein wenig mulmig, wenn der Oberüberwacher nun direkt an der Geldquelle sitzt? Aber wer überwacht, kommt vorwärts.

Welche andere Begründung kann es denn geben, dass Ursula von der Leyen jetzt Arbeitsministerin ist? Um das Internet zu überwachen, hat sie sich nicht gescheut, missbrauchte Kinder noch einmal zu missbrauchen. Aber Stoppschilder an die Kirchentüren zu nageln, was ehrlicher gewesen wäre, das hat sie sich nicht getraut.
Immerhin, als sie noch Familienministerin war, konnte man sagen, die hat Ahnung, schließlich hat sie selbst genug Kinder. Aber hat sie auch sieben Jobs? Doch darauf kommt es gar nicht an, denn die Minister können Ihre Posten nach Belieben wechseln. Es geht nur um das, was sie verkörpern.

Als Franz Josef Jung noch Verteidigungsminister war, hat er gesagt, er würde entführte Flugzeuge über Deutschland einfach abschießen. Bravo. Befördert zum Arbeitsminister. Da hat er es den Hansels vom Verfassungsgericht mal richtig gezeigt, die genau das immer verboten haben. Einen von der Linken hätte man dafür vermutlich einfach weggesperrt. Aber als Verteidigungsminister muss man Härte zeigen.
Schröder dagegen, konnte Härte nicht gebrauchen bei seinem Verteidigungsminister. Sonst hätte er doch nie den Aufsichtratsposten bei Gazprom bekommen. Der nimmt dann halt den Scharping. Denn bevor Scharping das Wort „Blitzkrieg“ auch nur ausgesprochen hätte, wären russische Truppen längst am Rhein gewesen. Darum ist Scharping auch nie befördert worden.
Und Jung? Naja. „Da ist ein Tankwagen festgefahren? Und die können sich wirklich nicht bewegen? Feuer frei! Arbeitsministerium ich komme.“

Unser Bild im Ausland? Scheißegal, hat uns vor 70 Jahren doch auch nicht geschert. Darum macht Angela Merkel Außenpolitik auch gleich mit. Glaubt mir, das ist sicherer so, denn wenigstens muss sie nicht mehr aufsteigen. Und als Bundeskanzlerin moderiert sie ja nur. Das heißt, sie hält solange die Klappe, bis die richtige Antwort gefunden ist und sagt dann „Wollt ich auch grad sagen.“ Generationen von Schülern haben so ihr Abi gemacht. Da hat sie Zeit für Außenminister.

Und das ist gut. Das muss sie weiter so machen. Schließlich haben wir jetzt einen neuen Außenminister. Einen Außenminister, dessen einzige Charakterstärke es ist, schwul zu sein. Wenn man aus seinem Namen ein Anagram bildet, ergibt sich: „Du Wowereitgesell“.
Dann hätte man den doch gleich nehmen können. Der ist nicht nur schwul, der kann wenigstens auch feiern. Der weiß auch, wie das ist, Versprechungen zu machen, ohne Geld zu haben. Schließlich ist er lange genug Bürgermeister von Berlin gewesen. Arm, aber sexy. Das wär' doch immerhin mal was. Aber das geht ja nicht, schließlich ist er in der SPD. Falsche Partei. Und überhaupt: „Wer hat uns verraten?“ - Sozialdemokraten.

Aber das stimmt so auch nicht ganz, schon allein deshalb nicht, weil es impliziert, die anderen Parteien wären besser. Gut, die Linke, die will keinen Krieg. Die schießen halt lieber auf eigene Staatsbürger.
Aber die Grünen. Die brauchen nur einmal kurz an die Macht kommen und – zack – gibt es Krieg im Kosovo. Und die FDP, die macht eh alles mit, was der Koalitionspartner sagt. Habt ihr ernsthaft geglaubt, da gibt es die versprochene Steuersenkung? Wieviel habt Ihr denn im letzten Jahr an die FDP gespendet, dass ihr glaubt, eine Steuersenkung verdient zu haben? Aber dafür bekommt ihr Nacktscanner und SWIFT-Abkommen. Das ist das, wo wir freiwillig alle Bankdaten an die USA schicken. Als ob sie die nicht eh schon hätten.
Und was sagt die Justizministerin dazu? Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, die Vorzeigeliberale schlechthin? „Das darf sich nicht wiederholen. Und ein zweites Swift wird es nicht geben.“ Jaaa, nächstes Mal. Ab JETZT halten wir endlich unsere Versprechen. Versprochen. „Wir nutzen Mautdaten nur für Abrechnungszwecke, Internetsperren ausschließlich gegen Kinderpornographie und niemand hat die Absicht, eine Mauer zu bauen.“

Und wenn doch, bin ich längst Arbeitsminister. Oder bei Gazprom. Oder beides. Die verarschen Euch doch nur.



Eine Version dieses Textes ist erschienen in*:
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