Ein nachdenkliches Gedicht, welches nach den wahren Zielen im Leben sucht.

Narren


Jede Nacht um halb eins, wenn das Fernsehen rauscht
liege ich im Bett und mal' mir aus
wie es wär', wenn ich nicht der wäre der ich bin
sondern Kanzler, Kaiser, König oder Königin.

Zur Königin tauge ich zwar nicht so recht
und immer wenn ich Kanzler hör' dann wird mir schlecht
Aber so ein Job als König wäre
schon ein krasser Sprung in der Karriere


Ich hätt' stets den besten Wein und das beste Essen
und damit ich nicht zu kurz komm' hätte ich Mätressen
Ich hätt' von allem nur das beste und auch immer recht
und in jedem Karpfenteich wäre ich der dickste Hecht

Doch das mit dem Dicksein das wär' natürlich bitter
vielleicht werd' ich besser Ritter, denn da wär' ich fitter
und das wäre immerhin ja auch nicht ganz verkehrt
so mit blonden Haaren auf 'nem weißen Pferd
da wäre ich zumindest - einmal optisch eine Pracht
und ansonsten bliebe mir ja noch das Recht zur ersten Nacht

Also Ritter oder König - müsste ich mich da entscheiden,
dann wär' ich wohl am liebsten: keiner von den beiden
Und würdet ihr meine Entscheidung kennen,
dann könntet ihr mich einen Narren nennen


Aber so ein Ritter, der muss ständig jemanden retten
und sein Kettenhemd, das legt ihn dabei in Ketten
und egal, ob Kreuzzug oder Gral - da muss ein Ritter hin
und ward' nicht mehr gesehen - aus den Augen aus dem Sinn

Und der König, der sitzt auf seinem Thron,
und das ist seine Strafe und das ist sein Lohn
und wie er von dort aus die Welt regiert
wirkt er doch reichlich distanziert

Ich wär' aber lieber mittendrin
denn sonst macht doch das Leben keinen Sinn
Doch der König, der lebt in seiner eigenen Welt
und da zieht es alle hin, denn er hat das Geld


Menschen die sich modisch kleiden und manierlich riechen
und mit dicken Ärschen, in die andere dann kriechen
doch immer wenn ich höre, dass Kleider Leute machen,
dann kann ich darüber höchstens müde lachen,
denn in Wahrheit machen Leute Kleider,
und sind damit leider längst nicht aus dem Schneider

Denn beim König sein, ist ja der große Mist
dass dabei ganz allein - einer nur der König ist
alle ander'n hab'n die Pflicht, irgendwem zu dienen
so wie ein kleines Volk von arbeitsamen Bienen

Doch sind des Kaisers neue Kleider auch immer wie gelackt
unter unseren Kleidern da sind wir alle nackt
Und wenn ich dann und wann mal diese Welt durchwandel'
ist sie viel weiter und viel bunter als des Königs Mantel


Doch das war einmal und ist lange her
heute gibt es keinen König mehr
Und von Ihrem Leben bleibt nicht so viel zu berichten
denn wer Geschichte schreibt - schreibt selten spannende Geschichten

Und sicher erscheint darum auch nur das Eine:
früher gab's einen König - heute gibt's viele Kleine

Denn heut' ist schließlich jeder - seines Glückes Schmied
und überall sind da Chancen - so weit wie man sieht
und verliert dabei den Blick für das Gute und Schöne,
ja die Zwischentöne ... die fehlen irgendwie

Und so sind es heute die Poeten, die sich ungebeten, ungefragt zum Narren machen
dabei über Sachen lachen die eigentlich nicht zum Lachen sind
und so mancher blickt dabei, ohne es zu wissen,
auch mal hinter die Kulissen

Und stellt sich sogleich die Frage aller Fragen: was das alles nützt?
Hähä - naja, nüscht
Die Texte sind Geschenke aus reiner Narretei
doch immerhin sind die Getränke für die Narren frei


Und Freiheit ist ein Anagramm
für nichts mehr zu gewinnen hab'm
und nichts mehr zu gewinnen müssen
doch dazu muss man wissen:
damit macht man es sich leicht
und erst recht wird nicht all' das erreicht

was andere erreichen woll'n im Leben
doch die Zeit ist viel zu kurz, um nach Ewigkeit zu streben
und vielleicht kann man nach ein paar Jahren sparen
auch mal 'ne dicke Kutsche fahren

Doch bei dem ganzen Streben gerät eines aus dem Blick
denn letztlich sucht ein jeder - doch vor allem nach dem Glück
Und eines das ist klar, man kriegt im Leben nichts geschenkt -
doch kostet auch das Glück - nicht soviel, wie man denkt

Doch bei dessen Preis wird man allzuoft betrogen
und sucht es dann zumeist erst am Schluß vom Regenbogen
doch 'nen Preis für's beste Leben - gibt's am Ende eh nicht
und wer das weiß, der ist ein König


Und wenn du dann irgendwann - einmal anfängst - und wirklich studierst
weil du merkst, dass du sonst deine Zukunft riskierst
dann sei willkommen in der Monotonie des Hamsterrads
in der Monarchie des Proletariats


Und jede Nacht um halb eins, wenn das Fernsehen rauscht
liege ich im Bett und mal' mir aus
wie es wär', wenn ich doch der wäre der ich bin
und plötzlich gibt das Leben wieder einen Sinn.